Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(2): 88-93
DOI: 10.1055/s-0031-1272876
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Tipps und Tricks – Anästhesie bei Strabismusoperationen im Kindesalter

Pitfalls of anesthesiologic management in paediatric strabismus surgeryKatrin Bröking
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Publication Date:
10 February 2011 (online)

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Zusammenfassung

Bei einer Prävalenz des Strabismus von 2–5% unter europäischen Kindern zählt die Strabismusoperation zu den häufigsten Operationen im Kindesalter. Neben einer familiären Häufung bestimmter Schielformen ist der Strabismus mit verschiedenen neuromuskulären Erkrankungen, kongenitalen Syndromen und Herzfehlern assoziiert. Aufgrund der daraus resultierenden anästhesiologischen Besonderheiten, wie Intubationsschwierigkeiten, Rhabdomyolysen und dem Management von Kardiomyopathien und kongenitalen Herzfehlern, ist die auf das spezifische Krankheitsbild abgestimmte Narkoseplanung und Narkoseführung von besonderer Bedeutung. Die operationsbedingt häufigen perioperativen Komplikationen wie das Auslösen des okulokardialen Reflexes (14–90%) und PONV (37–90%) können durch Optimierung der Anästhesieführung signifikant reduziert werden. Ketamin und Midazolam bewirken eine vergleichsweise geringe Inzidenz des okulokardialen Reflexes. Durch eine Kombinationstherapie aus Dexamethason und Ondansetron konnte die PONV-Inzidenz nach Strabismusoperationen auf 5–10% gesenkt werden.

Abstract

Strabismus surgery is one of the most common paediatric operation procedures. As associated with congenital syndrome, congenital heart disease and neuromuscular disorder, the anestesiologic management has to be planned carefully.

Considering high incidences of oculocardiac reflex (OCR) and postoperative nausea and vomiting (PONV) anesthesia can be performed to decrease both. Induction of anesthesia with ketamine or midzolam reduces risk of oculocardiac reflex, whereas propofol or remifentanil lead to higher incidences of OCR. A combination anti-emetic therapy from different drug classes is recommend to patients at high risk for nausea and vomiting like patients undergoing strabismus surgery. A combination therapy of ondansetron and dexamethasone lead to a risk reduction of PONV to at least 10 %. Further, the incidence of OCR and PONV is significantly reduced in children receiving peribulbar block on top of general anaesthesia.

Kernaussagen

  • Die Strabismusoperation zählt zu den häufigsten Operationen im Kindesalter.

  • Der Strabismus ist nicht assoziiert mit einem erhöhten Risiko einer malignen Hyperthermie.

  • Durch die Anästhesietechnik kann die Inzidenz des okulokardialen Reflexes beeinflusst werden. Die geringste Inzidenz des OCR wurde bei einer Kombinationsanästhesie aus Allgemeinanästhesie und Peribulbärblock beobachtet. Zu einer erhöhten Inzidenz des OCR führen die Gabe von Propofol und Remifentanil.

  • Der Peribulbärblock führt nicht nur zu einer geringeren Inzidenz des OCR, sondern bewirkt darüber hinaus eine gute postoperative Analgesie und eine verminderte Rate an PONV.

  • Die operative Strabismuskorrektur zählt zu den Risikofaktoren der PONV. Ohne antiemetische Prophylaxe ist die Inzidenz von PONV nach Strabismusoperationen verglichen mit der durchschnittlichen PONV-Inzidenz um das 2- bis 4,5-Fache erhöht.

  • Der Strabismus ist vergesellschaftet mit kongenitalen Syndromen, die einhergehen können mit schwierigen Intubationen, kongenitalen Herzvitien, Hypoglykämien, thrombembolischen Komplikationen und Pneumothoraces.

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Literaturverzeichnis

Dr. med. Katrin Bröking

Email: k.broeking@gmx.com